Expertengespräch: Sicherheit im Bereich des Förder- und Saugschlauches

Posted in: , on 8. Jan. 2010 - 18:48

Väter der TRBS 2153 beantworten Fragen aus der Praxis rund um den Schlauch

Expertentreffen bei NORRES Schlauchtechnik zur neuen Technischen Regel TRBS 2153

Im Mai 2009 wurde die BGR 132, die bisher Explosionsschutzmaßnahmen regelte, in die nun bundesweit gültige Technische Regel TRBS 2153 überführt. Die Überprüfung der TRBS 2153 in der Praxis hat zu vielen Fragen, Unsicherheiten und Halbwahrheiten am Markt geführt. Um Antworten und Sicherheit im Bereich des Förder- und Saugschlauches zu geben, hat NORRES Schlauchtechnik (Gelsenkirchen) Ende November zu einem branchenübergreifenden Expertengespräch geladen. Eingeladen als Experten waren Dr. Bremen von der BG Chemie in Köln, einer der Väter der neuen und alten Regel sowie Dr. Walther, ein zu diesem Thema anerkannter Experte der Currenta GmbH & Co. KG, die sich als Joint Venture der Bayer AG und der LANXESS AG mit Explosionsschutz beschäftigt.

Folgende Punkte standen u. a. auf der Agenda und wurden zwischen Kunden und Experten lebhaft im Workshop diskutiert:

•Konkrete Änderungen der TRBS 2153 im Bereich der Schüttgüter

•TRBS 2153 übertragen auf konkrete Anwendungen (Vakuumfördergeräte, Industriestaubsauger, Absauganlagen, Holzstaubförderung, Silofahrzeuge etc.)

Zu den konkreten Änderungen der TRBS 2153 zu der früher gültigen BGR 132 lässt sich zusammenfassend sagen: Eine wichtige Neuerung ist die empfohlene Verwendung von leitfähigen und ableitfähigen Wandungsmaterialien in explosionsgefährdeten Bereichen. Im Gegensatz zur BGR 132, bei der es nur einen Betrachtungsfall, den Transport durch eine explosionsfähige Umgebung gab, wird nun zusätzlich der Fall der explosionsfähigen Atmosphäre im Innern des Schlauches betrachtet und eine Unterscheidung zwischen brennbaren und nicht brennbaren Schüttgütern getroffen. Der pneumatische Transport brennbarer Schüttgüter wurde neu aufgenommen. Er beschreibt den Zustand, dass im Schlauchinneren eine explosionsfähige Atmosphäre vorliegt, was sehr häufig der Fall sein dürfte, da objektiver Schätzung nach ca. 75% der Schüttgüter brennbar sind. Die Schlauchwandung soll in diesem Fall aus leitfähigem oder ableitfähigem Material bestehen, was im Übrigen für Materialien, die in explosionsfähiger Atmosphäre eingesetzt werden, generell empfohlen wird. Dabei ist besonders darauf hinzuweisen, dass hier die verwendeten Rohstoffe und nicht der Schlauch als Ganzes von Bedeutung sind.

Besonders intensiv wurde die Übertragung der TRBS 2153 auf konkrete Anwendungen diskutiert. Schnell wurde klar, dass die Themen Explosionsschutz und TRBS 2153 zu komplex sind, um eine allgemeine Antwort geben zu können. Grundsätzlich – so ließen die Experten wissen - sei zur Beurteilung der Anwendungen immer zu beachten, welcher Stoff in welcher Form mit welchem Verfahren in welcher Umgebung transportiert wird. Die Anwendung sei somit immer als Einzelfall zu beurteilen. Hilfe findet der Anwender im intensiven Gespräch mit seinem Verkäufer. Die Kommunikation zwischen Kunde und Hersteller ist zur Beurteilung der richtigen Schlauchauswahl enorm wichtig. Somit sind auch Aussagen „… gemäß TRBS 2153“, wie sie zurzeit manchmal zu bestimmten Produkten am Markt zu hören sind, zu pauschal. Bezüglich der TRBS 2153 kann nicht verallgemeinernd gesagt werden, welcher Schlauch wofür eingesetzt werden kann. Der geschäftsführende Gesellschafter von NORRES Burkhard Mollen fügt hinzu: „Nutzen Sie unsere kostenlose Kundenberatung. Wir helfen gerne am Telefon und vor Ort bei der richtigen Schlauchauswahl.“

Besonders interessant war die Antwort der Experten auf die Frage nach hygroskopischen oder sogenannten migrierenden Antistatika. Bei einigen Wandungsmaterialien der am Markt üblichen ableitfähigen (antistatischen) Schläuche werden hygroskopische Antistatika eingesetzt, die flüchtig sein oder auslaugen können. Hier zogen die Experten den Vergleich zu einem in der Praxis erlebten Fall mit Packmittel: Das Antistatikum des Packmittels wurde vom Schüttgut aufgesogen. Das Packmittel hatte seine ableitfähige Eigenschaft verloren. Auch der dauerhafte Nachweis von hygroskopischen Antistatika wurde in Zweifel gezogen. Durch den Abrieb des Schüttguts kann die Migration des Antistatikums aus Schläuchen deutlich beschleunigt werden. An dieser Stelle erfolgte der Hinweis der Experten: Eine Schlauchlösung mit migrierenden Antistatika sollte schon mindestens 5 Jahre halten. Auch hier ergänzt Burkhard Mollen: „Um ganz sicher zu sein, empfehlen wir unseren Kunden ableitfähige Schläuche ohne migrierende Antistika. Bei den Produktserien AIRDUC®, PROTAPE® und BARDUC® PUR AS von NORRES kommt ein spezielles Wandungsmaterial zum Einsatz. Der mit diesem Material hergestellte Schlauch ist permanent ableitfähig < 109 Ω und hat eine transparente Oberfläche. Das Fördergut ist gut sichtbar. Da es sich hier um ein nicht migrierendes Material handelt, bleibt ein Nachlassen der ableitfähigen Wirkung aus.“

Unterstützende Internetadressen und Tipps:

http://www.exinfo.de (Informationen zum Exschutz im Allgemeinen)

http://bgia-online.hvbg.de/STAUBEX/explosuche.aspx (Datenbank zu Mindestzündenergien (MZE))

http://www.dechema.de/chemsafe.html (bewertete sicherheitstechnische Kenngrößen für den Brand- und Explosionsschutz von brennbaren Gasen, Flüssigkeiten und Stäuben; kostenpflichtig!)

Merkblatt T 054 FAQ zu brennbaren Stäuben der BG Chemie

Weitere Informationen:

https://edir.bulk-online.com/profile...uchtechnik.htm

http://www.google.com/search?hl=de&c...e&lr=&aq=f&oq=

Photos:

Abb. 1: Die Experten Dr. Bremen (BG Chemie) und Dr. Walther (Currenta GmbH & Co. KG) sowie der geschäftsführende Gesellschafter von NORRES Burkhard Mollen (von links)

Abb. 2: Fragen zur TRBS 2153 in der Expertenrunde bei NORRES

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