Kunststoffadditive in Lebensmittelverpackungen

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Sicherheit beim Einsatz von Kunststoffadditiven

in Lebensmittelverpackungen jetzt mathematisch berechenbar

Ob und in welchem Umfang Chemikalien aus Verpackungen und Bedarfsgegenständen auf Lebensmittel übergehen, lässt sich nun auch anhand von Berechnungen in einfacher Weise bestimmen.

Die neue Methode basiert auf einem Modell, mit dem Migrationsvorgänge von Chemikalien, wie Kunststoffadditive, aus der Lebensmittelverpackung in die darin verpackte Nahrung computergestützt modelliert und berechnet werden können. Entwickelt wurde sie vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV zusammen mit neun Projektpartnern aus Industrie und Forschung im Rahmen eines EU-Projektes mit dem Acronym „FOODMIGROSURE“. Die Abschlusskonferenz fand Ende September in Italien statt. Dort wurden Ergebnisse, deren Konsequenzen und die daraus resultierenden Vorteile für Verbraucher, Industrie und Gesetzgebung präsentiert. Bisher konnten Konzentrationen von Verpackungskomponenten in Lebensmitteln nur experimentell und unter realistischen Bedingungen bestimmt werden. Auf solche sehr aufwändigen und extrem kostenintensiven Messprogramme kann jetzt zunehmend verzichtet werden. Die Projektergebnisse setzen hier international neue Maßstäbe und unterstützen dabei die künftige europäische Gesetzgebung.

Meilenstein für die Expositionsabschätzung

Ohne Kunststoffverpackungen wäre der heutige Qualitäts- und Hygienestand verpackter Lebensmittel nicht denkbar. Um technologisch geeignete, gebrauchsfähige und langlebige Kunststoffe herzustellen, sind Kunststoffadditive unerlässlich. Steht das Lebensmittel im direkten Kontakt mit dem Verpackungsmaterial, können während der Lagerung chemische Substanzen von der Verpackung auf das Lebensmittel übergehen.

In der Gesundheitsvorsorge der Europäischen Union wird deshalb besonderes Augenmerk auf Lebensmittelkontaktmaterialien und die von ihnen ausgehenden Stoffübergänge ( Migration ) in ein Lebensmittel gerichtet. Ziel ist die mögliche Expositionsabschätzung des Verbrauchers als Grundlage für die Risikobewertung und etwaige gesetzgeberische Risikomanagementmaßnahmen.

Zum Schutz der Verbraucher gelten für Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, bestimmte Grenzwerte. Für Kunststoffadditive und andere Kunststoffinhaltsstoffe gibt es in Europa eine Vielzahl solcher Grenzwerte, die in der sogenannten Europäischen Kunststoff-Richtlinie 2002/72/EC und über andere RLs, z. B. die Lebensmittelsimulanz-RL 85/572/EEC geregelt sind.

Das Projektteam von „FOODMIGROSURE“ erarbeitete umfangreiche experimentelle Datensätze, auf deren Basis rechnerisch ermittelt werden kann, ob Komponenten von Verpackungen oder anderen Bedarfsgegenständen in Verbindung mit dem verpackten oder zubereiteten Lebensmittel die Gesundheit gefährden können. Diese Daten stammen aus Untersuchungen an realen Lebensmitteln. Bisher wurden die Untersuchungen fast ausschließlich an Lebensmittelsimulantien durchgeführt. Die Projektergebnisse zeigen jedoch, dass die gegenwärtige gesetzlich festgelegte Zuordnung der offiziellen Lebensmittelsimulantien (Wasser, 3 % Essigsäure, 10 % Ethanol und Olivenöl) zu bestimmten Lebensmittelkategorien in der überwiegenden Zahl der Fälle keine sicheren Rückschlüsse zulassen. In zahlreichen Fällen führt die Anwendung der aktuell gesetzlichen Prüfmethoden zu einer Unterschätzung der tatsächlich stattfindenden Migrationsvorgänge im Kontakt mit Lebensmitteln. Dies kann für die Industrie im ungünstigsten Fall zu kostspieligen und Image schädigenden Rückrufaktionen führen. Die im Projekt erarbeiteten Daten bilden eine weltweit einzigartige, systematische Sammlung von Migrationsdaten und damit die Grundlage für eine fundierte und realistische Berechnungsmethode. Sie tragen außerdem dazu bei, in Europa einheitliche und standardisierte Analysenmethoden zu etablieren.

Verbraucher, Industrie und Gesetzgebung profitieren gleichermaßen

Mit der im Projekt erarbeiteten Methodik hat die europäische Gesundheitspolitik ein Instrumentarium an der Hand, welches realistische Risikobewertungen ermöglicht und angemessene gesetzliche Vorgaben erleichtert. So werden einerseits ausreichende Sicherheitsmargen für den Verbraucher gewährleistet und andererseits keine überzogenen und daher produktverteuernden Prüfanforderungen gestellt. Schäden und deren wirtschaftliche Auswirkungen, wie sie in jüngster Zeit in der so genannten „ITX-Krise“ (Migration von UV-Druck-Photoinitiatoren wie z. B. Isopropylthioxanthon ITX) entstanden sind, können künftig besser vermieden werden. Optimaler Verbraucherschutz wird dann erzielt, wenn Qualitätssicherungsverfahren und Prüfmethoden kosteneffizient sind, d. h. rasch und häufig durchgeführt werden können. Da die computergestützte Berechnung den experimentellen Messaufwand drastisch herabsetzt, ist künftige nur noch ein marginaler Bruchteil an Zeit- und Kostenaufwand erforderlich.

Weitere Informationen zum Projekt

Das Projekt „FOODMIGROSURE“ wurde vom Fraunhofer IVV initiiert und innerhalb des 5. Rahmenprogramms der Europäischen Kommission unter der Vertragsnummer QLK1-2002-2390 durchgeführt.

Projektkoordinator ist Dr. Roland Franz vom Fraunhofer IVV,

Tel. +49 (0) 81 61/491-746, roland.franz@ivv.fraunhofer.de.

Weitere Informationen sind auf der Projekthomepage unter www.foodmigrosure.com sowie auf:

https://edir.bulk-online.com/profile...nhofer-ivv.htm

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